Kaffee (Talk)
In dieser Rubrik geht es um „Recht“, „Kunst“ oder „Kaffee“. Hier finden Sie immer mal wieder kleinere Beiträge zu allgemeinen gesellschaftlichen Themen.
Kunst und Käufer*in – Fallstricke von Kommissionen
14.02.2022

von Wanja Kleiber
Eine besondere Schwierigkeit für Künstler*innen ist es ihre Kunst zu kommerzialisieren. Dementsprechend stehen viele Künstler*innen vor der Entscheidung, ob sie Kommissionen annehmen oder nicht. Kommissionen sind definitiv nicht jedermanns Liebling. Nicht nur in der bildenden Kunst sind Kommissionen vertreten. Im weitesten Sinne finden sich Formen der Kommission auch im Musikbusiness, in der Literatur und überall wo es ein Werk braucht, welches jemand für eine*n Auftraggeber*in produzieren soll.
Das Für und Wider von Kommissionen ist natürlich das Spannungsverhältnis zwischen Kommerz und Kunst. Hier hält es jede*r Künstler*in wie es für sie/ihn gewissensmäßig vereinbar ist. Wer ist Auftraggeber*in? Was ist gewollt? Etc.. Manch eine*r lehnt Kommissionen ganz ab. Für viele ist es finanziell jedoch auch zwingend notwendig Kommissionen zu bearbeiten.

Durfte der/die Künstler*in das? Juristisch gibt es hierbei Ansätze in beide Richtungen zu argumentieren, allerdings spricht vieles dafür, dass Auftraggeber*innen in einem solchen Fall ein Recht hätten den Vertrag rückabzuwickeln oder den Preis zu mindern. Es kommt nämlich darauf an, was diese nach der Verkehrsauffassung erwarten konnten. Bei einer Kommission nimmt man wohl an, dass es sich um ein Unikat handeln wird, denn dies ist auch maßgeblicher Bestandteil der Wertermittlung. Ähnlich wie bei Serigrafien – wo eben die Stückzahl limitiert ist – darf man davon ausgehen, dass kein weiteres Werk erstellt wird. So verhält es sich wohl auch mit den Skizzen die während des Arbeitsprozesses geschaffen worden sind (bedenken Sie, dass hier die Skizzen fast identisch mit dem Originalwerk waren). Diese Skizzen waren nicht zur Veröffentlichung bestimmt und Teil des Schaffensprozesses. Die Veräußerung stellt dadurch eine Pflichtverletzung dar, dass die1 (stillschweigend) geschuldete Individualität in Frage gestellt wird. Dementsprechend war es für den/die Künstler*in nicht besonders ratsam, die Skizzen zu veräußern.
Bis jetzt ist es noch nicht zu einer juristischen Auseinandersetzung gekommen. Ist somit alles noch einmal gut gegangen? Nein, weil die Geschichte sich rumspricht. Die Kunstwelt ist klein und vergisst nicht viel. Aussteller*innen haben nun Bedenken mit dem/der Künstler*in zusammenzuarbeiten, Auftraggeber*innen sind enttäuscht und somit wird es auch keine Weiterempfehlung geben.
Dieser Beitrag sollte diesmal nicht primär juristisches Wissen vermitteln, sondern ein Bewusstsein schaffen, dass Sie als Künstler*in auch nach dem Verkauf Pflichten haben können und Verantwortung tragen. Überlegen Sie sich – aus Sicht einer Käufer*in – welche Spannungsfelder sich ergeben. So vermeiden Sie (juristischen) Streit, der sich nie lohnt. Gleiches gilt aber auch für Käufer*innen. Machen Sie sich bewusst, dass hinter dem Kunstwerk ein*e Künstler*in steht, die sich damit identifizieren möchte. Haben Sie also Respekt vor dem Kunstwerk, dem Prozess und der Künstler*in. Kunst ist niemals alleine ein bloßes Wertobjekt. Kunst ist Zeitgeschichte, Spiegel intimster Momente und vieles mehr.
Update
13.01.2022

von Wanja Kleiber
Das Projekt „Recht, Kunst und Kaffee“ wächst. Die Kategorien bildende Kunst, Autor*innen, Musik und die Kategorie mit den allgemeinen Fragen sind bereits mit Inhalt gefüllt. Zurzeit sammle ich noch einige Fragen zu Schauspiel und Theater, sodass auch dort bald einige rechtliche Fragen besprochen werden. Auch eine mobile Version der Website ist bereits implementiert. Auch die Rubrik Entscheidungen ist in Arbeit.
Die Seite soll jedoch immer weiter verbessert werden. Texte die vielleicht ungenau sind, sollen genauer werden. Der Fokus soll darauf ausgerichtet sein, dass Künstler*innen einen Mehrwert von dieser Seite haben. Dies gelingt vor allem durch Feedback aus der Praxis. Schreibt mir also gerne Erfahrungsberichte mit welchen rechtlichen Problemen ihr in eurer künstlerischen Branche oft konfrontiert seid. Auf welche typischen Klauseln ihr in Verträgen immer wieder stoßt etc. (Beachtet aber, dass es keine fallspezifische Rechtsberatung geben wird).
Ich freue mich auf Ideen und weiteres Feedback. E-Mails bitte an info@recht-kunst-und-kaffee.de .
Herzlich Willkommen
10.12.2021

Beitrag von Wanja Kleiber
Seit nun fast 2 Jahren ist die Pandemie im vollem Gange und die Leidtragenden sind überlastete Pflegekräfte, Ärtzt*innen, Gesundheitsämter etc.. Aber auch die Kultur- und Eventbranche muss noch immer zittern. Mit dieser Seite möchte ich Künstler*innen ein Stück Sicherheit zurückgeben, wenn auch nicht in materieller Form.
Die Seite befindet sich noch im Aufbau und ich bitte noch um etwas Geduld, bis die einzelnen Rubriken endgültig mit Inhalt gefüllt sind. Dennoch hoffe ich, dass auch der jetzige Stand schon einiges an Wissen vermitteln mag. Auch eine Mobile Version wird mit der Zeit folgen.